Mehr Mensch als Politiker

 

Mit großer Bestürzung und Betroffenheit hat gestern nicht nur die politische Öffentlichkeit den Tod von Dr. Jürgen Steinrücke aufgenommen. Am Sonntag hatte der 51-Jährige einen schweren Gehirnschlag erlitten und war ins Koma gefallen. Gestern Vormittag starb er in einer Wuppertaler Klinik.

Der Tod hat Jürgen Steinrücke mitten aus dem Leben gerissen. Noch am Sonntag hatte er am Kolpinggedenktag teilgenommen und dort seine Verbundenheit mit der Gemeinschaft bekundet, die ihm während seiner Amtszeit ans Herz gewachsen war. Tatkräftig hatte er die Jugendarbeit dort unterstützt. Aktiv war er, der ehemalige christliche Pfadfinder, in das Engagement eingetreten und hatte sich für die Durchführung der Sommerlager für junge Schwelmerinnen und Schwelmer eingesetzt.

Soziales Engagement war für Dr. Jürgen Steinrücke kein bloßes Lippenbekenntnis gewesen. Tatkräftig hatte er in vielen Bereichen die Anliegen unterstützt und selbst Hand angelegt, wenn Hilfe verlangt war. Beispielhaft sei sein aktives Mitwirken bei der Nachbarschaft Winterberg genannt. Selbstredend, dass der eher als ruhig und zurückhaltend wirkende Jürgen Steinrücke aktiv mitwirkte. So, wie beim diesjährigen Festzug.

Er, der im Februar 1999 als eigentlich Unbekannter aus dem Düsseldorfer Landtagsbüro als Bürgermeisterkandidat in die Schwelmer Kommunalpolitik eingestiegen war, überraschte und erstaunte mit seiner Auffassung von politischer Verantwortung, die immer ganz eng mit seiner persönlichen Einstellung zu den Menschen verbunden war.

Ein Umstand, der ihm nicht immer Verstehen, oftmals Erstaunen, manchmal Unverständnis eingetragen hat. Doch ungeachtet der Distanz und der Kritik, die ihm entgegengebracht wurden, Jürgen Steinrücke ging seinen Weg. Und der war von einem unglaublich großen zeitlichen Aufwand geprägt. Vieles wurde zur „Chefsache“, weil er dort nicht delegieren wollte, wo er sich in der Pflicht sah.

Dort, wo er sein Amt verantwortlich führen wollte, stellte er sich in der Öffentlichkeit vor seine Mitarbeiter. Auch dort, wo fraglos Fehler passiert waren, stellte er sich der Kritik.

Musik als Ausgleich

Dass er, der habilitierte Wissenschaftler, nicht als Hände schüttelnder Sympathieträger an die Öffentlichkeit treten konnte, war ein Handicap, das er im Bewusstsein einer integeren Arbeit führte. Eine Auffassung, die ihm bei oberflächlicher Betrachtung Distanz eintrug. Distanz nach innen und auch im Verhältnis zwischen dem Verwaltungschef und den Bürgerinnen und Bürgern. Vielleicht war Jürgen Steinrücke zu wenig (Partei-)Politiker, um die Klippen und Tücken des politischen Alltagsgeschäftes zu vermeiden. Politisch agierte Jürgen Steinrücke für seine Kritiker eigen und starr. Auch in der eigenen Partei gab es Widerspruch und Kritik. Fehler und Niederlagen, die fraglos in den zehn Jahren seiner Amtszeit passierten, trafen ihn, wenn auch kaum merklich, zutiefst.

Seinen Ausgleich zum harten Arbeitsalltag und verantwortungsvollen Handeln schöpfte Jürgen Steinrücke aus dem Reisen und der Musik. Dass der ausgebildete Sänger sich nicht scheute aufs Podium zu treten, brachte ihm zunächst eher Kopfschütteln als Beifall ein. Doch der singende Bürgermeister heischte nicht nach Beifall und Wählerstimmen, sondern frönte seiner Passion, der Gesang.

Die Städtefreundschaft mit Fourqueux wäre ohne Jürgen Steinrücke nicht in dieser Intensität und Fröhlichkeit entstanden. Seine um Aussöhnung und Freundschaft bemühtes Verhalten, wie im Fall der ehemaligen Fremdarbeiter, oder seine klare und eindeutige Haltung zu den Geschehnissen zum KZ Kemna sind bleibende Zeugnisse eines intensiven Engagements

Der Schwelmer Rat bekundete gestern dem Verstorbenen und dessen Familie Anteilnahme und zeigte sich betroffen über „dieses abgrundtiefe Unglück“, wie Bürgermeister Jochen Stobbe formulierte.

 

Mit freundlicher Genehmigung von: Westfälische Rundschau, Rundschau für den Südkreis

Schwelm, 10.12.2010, Bernd Oesterling

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